Kinder-/ Jugend-& Familienberatung Gaby Hammer
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Warme Dusche

Das Mädchen kommt jeden Montag in den Kurs – heute bereits zum 4. Mal. Ich nehme Sie als zurückhaltend wahr, ihr Gesichtsausdruck könnte aber auch als ablehnend oder „schlecht gelaunt“ interpretiert werden, irgendwie eine Null-Miene – ohne Aussage. Stelle ich ihr Fragen, dann antwortet sie – kurz, exakt und ohne Ausschmückungen. Oft höre ich auch ein einfaches: „Nein, das kenne ich nicht bei mir.“ oder „Dazu fällt mir nichts ein.“ Wenn wir die Übungen im Stehen durchführen, nimmt sie meist die Heldenpose ein und stemmt die Hände in die Seite. Sie sagt, sie kommt, weil ihre Mutter das vorgeschlagen hat, sie selber brauche aber das hier nicht.

 

Heute am 4. Kurstag habe ich für die Kinder eine Übung aus dem Mentaltraining vorbereitet, in der sie sich über all ihre Wahrnehmungskanäle in eine vergangene liebevolle Erfahrung einfühlen. Für jedes Detail suchen sie sich ein farbiges Tuch aus und legen es vor sich auf den Boden. Sie gehen mehrmals von Tuch zu Tuch und nehmen auf ihrem Weg mit all ihren Sinnen ihre liebevolle Situation wahr und lassen goldene Flocken aus Licht auf sich herabrieseln - wie unter einer warmen Dusche.

 

Ich beobachte das Mädchen, wie sie in der bereits bekannten „Heldenpose“ da steht und in gerader Körperhaltung von Tuch zu Tuch geht. In ihrer Mimik ist eher eine Art Gleichgültigkeit erkennbar. Bei ihrer zweiten Runde bitte ich sie, nochmals auf dem ersten Tuch (der liebevollen Erfahrung) stehen zu bleiben. Ich bitte sie, die Arme einmal hängen zu lassen und sich nochmals in die Situation einzufühlen. Sie nimmt die Arme runter und greift hinter ihrem Rücken mit ihrer linken Hand den rechten Arm und erklärt, sie würde aber immer so stehen. Da es in ihrer liebevollen Erfahrung um eine Umarmung geht, bitte ich sie sich einmal vorzustellen, dass sie wirklich jemanden umarmen würde und frage nach einer möglichen Armhaltung, woraufhin sich ein anderes Kind meldet und meint, dass sie das mit den Armen hinter dem Rücken ja eigentlich gar nicht machen könne. Durch diesen Hinweis angeregt, lässt sie daraufhin die Arme neben ihrem Körper hängen und legt die Hände übereinander vor ihren Bauch, wie zu einem Gebet. In dieser Körperhaltung geht sie ganz in Ruhe von Tuch zu Tuch und nimmt ihre liebevolle Erfahrung mit allen Sinnen wahr. Nach der 3. Runde frage ich nach, ob sie noch weiter gehen möchte und auf ihren Wunsch hin, geht sie von mir angeleitet noch 2 Mal über ihre Tücher. Nach den nun insgesamt 5 Runden haben sich ihre Gesichtszüge deutlich entspannt und sie lächelt. Auf meine spätere Nachfrage an die Gruppe, wie ihnen die Übung gefallen habe, ist sie es, die mit einem lächelnden Gesichtszug lauter als bisher antwortet, dass es ihr sehr gut gefallen hätte.

 

Wir nehmen oft ganz unbewusst eine bestimmte Körperhaltung ein, vielleicht um uns zu schützen oder weil es uns nicht gut geht. Diese Haltung ist ein Spiegel unseres inneren Zustandes. Und warum auch immer sich das Mädchen gerne in ihrer bekannten Heldenpose darstellt, so hat sie heute einen riesigen Schritt in eine weniger wehrhafte oder Distanz schaffende und schützende Haltung gemacht. Es war ihr heute möglich, sich auf wundervolle Weise im geschützten Raum und vertrauten Rahmen ihrer Kursgruppe, Zugang zu ihren Gefühlen zu erhalten und diese intensiv wahrzunehmen.

"Mit Herz & Seele"

  Familienberatung

Gaby Hammer

 

Kinder-/ Jugend- &

Familienberaterin


Psychologische Beraterin/

Personal Coach

 

zertifizierte Mentaltrainerin

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